Dienstag, 8. November 2022

Heribert Niehues - Poesie der Vergänglichkeit

Sogenannte Lost Places, also verlassene Orte gibt es nahezu in jedem Land dieser Welt wobei sich diese je nach Region auch optisch voneinander unterscheiden. Diese haben etwas Außergewöhnliches, ja um anders zu sagen faszinierendes an sich, sodass es sich viele zur Aufgabe gemacht haben, diese aufzuspüren, zu entdecken und für die Welt abzulichten um jene Orte hervorzuheben, wo einst das blühende Leben herrschte, was sich aus unerklärlichen Gründen jedoch im laufe der Zeit änderte. Zeit ist hierbei ein gutes Stichwort, denn mit den Jahren hat sich die Natur so manche Region bereits zurückerobert. An anderen Orten ist dieser Prozess noch voll im Gange, sodass man hieran gut erkennen kann, dass wie auch der Mensch selbst, dessen Architekturen und Gebilde vergänglich sind. Heribert Niehues hat seine Ausrüstung zusammengepackt und ist in die USA gereist um dort genau solche Regionen, nach vorheriger Recherche entsprechend aufzuspüren und fotografisch abzulichten. Eine Reise die ihn nicht nur beeindruckt hat, sondern er auch gerne mit seinen Mitmenschen teilen wollte, sodass im vergangenen Jahr unter dem Delius Klasing Verlag (im Vertrieb der HEEL Verlag GmbH) ein ganzer Bildband veröffentlicht wurde, in welchem auf einhundertachtundsiebzig Seiten des Buchs beinahe zweihundert Fotografien entsprechend aufbereitet abgelichtet wurden.  Dieses haben kürzlich auch wir erhalten, sodass wir uns dieses vorab bereits etwas näher betrachten konnten, sodass wir euch hierzu einige gewonnene Eindrücke hierüber gerne in gewohnter Art und Weise zusammengefasst haben. Abseits der bekannten Großstädte gibt es vieles zu entdecken, denn wer denkt, dass es in Amerika nur dicht besiedelte Orte gibt, der irrt, den hier findet man immer wieder auch sogenannte Geisterstädte vor, welchen der Mensch eines Tages den Rücken zuwandte. In solchen sind die Straßen tatsächlich derart leer, sodass es einem unsereins nur schwer fällt sich dies vorzustellen. Weiteres findet man auf den Landstrichen und etwas abseits davon auch immer wieder Ruinen vor, welche zugegeben ein wenig unheimlich, jedoch genauso interessant wirken. An den Straßenrändern, Grundstücken und auch in der Natur, gibt es teils verrostete und teils überraschend gut erhaltene Karosserien bekannter amerikanischer Straßenkreuzer etwa ab den fünfziger Jahren zu sehen, welche man vorwiegend nur in der amerikanischen Kultur vorfand, denn der Export solcher Gefährte hält sich bis heute wahrlich in Grenzen, wobei es meist an den gesetzlichen Bestimmungen rund um die Zulassung scheitert. In diesem Buch findet man sowohl verlassene Fahrzeuge, verlassene Häuser, geschlossene Gaststätten, verlassene Fabriks-Areale sowie auch verlassene Tankstellen vor. Weiteres wurden hierin amerikanische Blechschilder abgelichtet, die durchaus zu begeistern wissen und vor allem bei Sammlern heutzutage sehr beliebt wären. Heribert Niehues versucht neben den eingefangenen Fotografien auch ein wenig über die Geschichte dieser Regionen zu erfahren, wozu er den Bildern auch die eine oder andere Randnotiz hinzugefügt hat. In erster Linie sind es moderne Highways sowie die Modernisierung an sich, durch welche viele Regionen wirtschaftliche Einbußen hinnehmen mussten und so immer mehr Menschen aus diesen wegzogen, sodass hier menschenleere Gebiete und auch Ghost-Towns entstanden sind, die bis heute unverändert sind – mit einziger Ausnahme den Witterungseinflüssen der Natur, welche sich diese unbewohnten nach und nach zurückerobert, sodass letztendlich ein faszinierender Gesamteindruck dieser geschichtsträchtigen Regionen entsteht. Amerikanische Lost Places Ablichtungen sind mindestens genauso interessant wie jene die man hierzulande findet. Zugegeben wirken sie noch um einiges interessanter, da man manche von ihnen selbst in der Realität vermutlich nie zu Gesicht bekommen wird. Glücklicherweise jedoch gibt es Menschen wie Heribert Niehues, die es ebenso fasziniert in diese Regionen verschlägt und diese für die Ewigkeit in Form von Bildaufnahmen festhalten. Das Buch bringt sehr hochwertige Seiten und hochwertige Fotografien mit sich, die es auf jeden Fall wert sind gesehen zu werden. Der Buch-Band „Poesie der Vergänglichkeit“ hat uns in seiner Gestaltung sehr gut gefallen und anhand der dargebotenen Aufnahmen oftmals auch ins Staunen versetzt. So empfehlen wir diesen all jenen, die sich mit verlassenen Orten ebenso gerne auseinandersetzen, sehr gerne weiter und vergeben in unserer Gesamtwertung für dieses hochwertig gestaltete Buch insgesamt achteinhalb unserer möglichen zehn Bewertungspunkte.

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