Sogenannte Lost Places,
also verlassene Orte gibt es nahezu in jedem Land dieser Welt wobei sich diese
je nach Region auch optisch voneinander unterscheiden. Diese haben etwas Außergewöhnliches,
ja um anders zu sagen faszinierendes an sich, sodass es sich viele zur Aufgabe
gemacht haben, diese aufzuspüren, zu entdecken und für die Welt abzulichten um
jene Orte hervorzuheben, wo einst das blühende Leben herrschte, was sich aus
unerklärlichen Gründen jedoch im laufe der Zeit änderte. Zeit ist hierbei ein
gutes Stichwort, denn mit den Jahren hat sich die Natur so manche Region
bereits zurückerobert. An anderen Orten ist dieser Prozess noch voll im Gange,
sodass man hieran gut erkennen kann, dass wie auch der Mensch selbst, dessen Architekturen
und Gebilde vergänglich sind. Heribert Niehues hat seine Ausrüstung zusammengepackt
und ist in die USA gereist um dort genau solche Regionen, nach
vorheriger Recherche entsprechend aufzuspüren und fotografisch abzulichten. Eine
Reise die ihn nicht nur beeindruckt hat, sondern er auch gerne mit seinen
Mitmenschen teilen wollte, sodass im vergangenen Jahr unter dem Delius Klasing
Verlag (im Vertrieb der HEEL Verlag GmbH) ein ganzer Bildband
veröffentlicht wurde, in welchem auf einhundertachtundsiebzig Seiten des Buchs beinahe
zweihundert Fotografien entsprechend aufbereitet abgelichtet wurden. Dieses haben kürzlich auch wir erhalten,
sodass wir uns dieses vorab bereits etwas näher betrachten konnten, sodass wir
euch hierzu einige gewonnene Eindrücke hierüber gerne in gewohnter Art und
Weise zusammengefasst haben. Abseits der bekannten Großstädte gibt es vieles zu
entdecken, denn wer denkt, dass es in Amerika nur dicht besiedelte Orte
gibt, der irrt, den hier findet man immer wieder auch sogenannte Geisterstädte
vor, welchen der Mensch eines Tages den Rücken zuwandte. In solchen sind die
Straßen tatsächlich derart leer, sodass es einem unsereins nur schwer fällt
sich dies vorzustellen. Weiteres findet man auf den Landstrichen und etwas
abseits davon auch immer wieder Ruinen vor, welche zugegeben ein wenig
unheimlich, jedoch genauso interessant wirken. An den Straßenrändern, Grundstücken
und auch in der Natur, gibt es teils verrostete und teils überraschend
gut erhaltene Karosserien bekannter amerikanischer Straßenkreuzer
etwa ab den fünfziger Jahren zu sehen, welche man vorwiegend nur in der
amerikanischen Kultur vorfand, denn der Export solcher Gefährte hält sich bis heute
wahrlich in Grenzen, wobei es meist an den gesetzlichen Bestimmungen rund um
die Zulassung scheitert. In diesem Buch findet man sowohl verlassene Fahrzeuge,
verlassene Häuser, geschlossene Gaststätten, verlassene Fabriks-Areale
sowie auch verlassene Tankstellen vor. Weiteres wurden hierin amerikanische
Blechschilder abgelichtet, die durchaus zu begeistern wissen und vor
allem bei Sammlern heutzutage sehr beliebt wären. Heribert Niehues
versucht neben den eingefangenen Fotografien auch ein wenig über die Geschichte
dieser Regionen zu erfahren, wozu er den Bildern auch die eine oder andere
Randnotiz hinzugefügt hat. In erster Linie sind es moderne Highways sowie die
Modernisierung an sich, durch welche viele Regionen wirtschaftliche Einbußen
hinnehmen mussten und so immer mehr Menschen aus diesen wegzogen, sodass hier
menschenleere Gebiete und auch Ghost-Towns entstanden sind, die bis heute
unverändert sind – mit einziger Ausnahme den Witterungseinflüssen der Natur,
welche sich diese unbewohnten nach und nach zurückerobert, sodass letztendlich
ein faszinierender Gesamteindruck dieser geschichtsträchtigen Regionen
entsteht. Amerikanische Lost Places Ablichtungen sind mindestens genauso
interessant wie jene die man hierzulande findet. Zugegeben wirken sie noch um
einiges interessanter, da man manche von ihnen selbst in der Realität
vermutlich nie zu Gesicht bekommen wird. Glücklicherweise jedoch gibt es
Menschen wie Heribert Niehues, die es ebenso fasziniert in diese
Regionen verschlägt und diese für die Ewigkeit in Form von Bildaufnahmen
festhalten. Das Buch bringt sehr hochwertige Seiten und hochwertige Fotografien
mit sich, die es auf jeden Fall wert sind gesehen zu werden. Der Buch-Band „Poesie
der Vergänglichkeit“ hat uns in seiner Gestaltung sehr gut gefallen und
anhand der dargebotenen Aufnahmen oftmals auch ins Staunen versetzt. So empfehlen
wir diesen all jenen, die sich mit verlassenen Orten ebenso gerne auseinandersetzen,
sehr gerne weiter und vergeben in unserer Gesamtwertung für dieses hochwertig
gestaltete Buch insgesamt achteinhalb unserer möglichen zehn Bewertungspunkte.
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